Ein Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) ist ein zentraler Bestandteil der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO). Er regelt die Beziehung zwischen dem Verantwortlichen, also der Stelle, die über die Verarbeitung personenbezogener Daten entscheidet, und dem Auftragsverarbeiter, der diese Daten im Auftrag verarbeitet. Solche Verträge sind immer dann erforderlich, wenn ein Unternehmen externe Dienstleister einsetzt, die Zugang zu personenbezogenen Daten haben, beispielsweise Cloud-Dienstleister oder IT-Supportfirmen. Der AVV stellt sicher, dass die Verarbeitung der Daten DSGVO-konform erfolgt und dass die Rechte der betroffenen Personen geschützt werden.
Die wichtigsten Bestandteile eines AVV

Ein professionell aufgesetzter Auftragsverarbeitungsvertrag enthält verschiedene essenzielle Elemente, die sicherstellen, dass beide Parteien ihren Pflichten nachkommen und Datenschutz ernst nehmen.
Verantwortlichkeiten und Rollen
Im AVV müssen die Verantwortlichkeiten klar definiert sein. Der Verantwortliche trägt die Hauptverantwortung für die Einhaltung der DSGVO, während der Auftragsverarbeiter nur nach den Anweisungen des Verantwortlichen handeln darf. Dies bedeutet, dass der Auftragsverarbeiter ohne ausdrückliche Weisung keine eigenständigen Entscheidungen über die Datenverarbeitung treffen darf. Zudem sollte geregelt sein, wer für die Umsetzung bestimmter Datenschutzmaßnahmen zuständig ist.
Datenschutzmaßnahmen und Sicherheitsanforderungen
Ein weiterer wichtiger Bestandteil eines AVV sind die technischen und organisatorischen Maßnahmen (TOMs), die der Auftragsverarbeiter umsetzen muss, um die Sicherheit der Daten zu gewährleisten. Dazu gehören beispielsweise die Verschlüsselung von Daten, Zugriffskontrollen oder regelmäßige Sicherheitsupdates. Diese Maßnahmen müssen so gestaltet sein, dass ein dem Risiko angemessenes Schutzniveau gewährleistet wird.
Meldepflichten und Löschfristen
Der AVV sollte klare Regelungen enthalten, wie der Auftragsverarbeiter im Falle von Datenschutzverletzungen vorzugehen hat. Dazu zählt die Pflicht, Datenschutzvorfälle unverzüglich an den Verantwortlichen zu melden. Ebenso müssen Löschfristen für personenbezogene Daten festgelegt werden, um sicherzustellen, dass Daten nicht länger als nötig gespeichert werden. Hierbei ist es wichtig, gesetzliche Aufbewahrungsfristen zu beachten.
Warum ist ein AVV für die DSGVO-Compliance wichtig?
Ein Auftragsverarbeitungsvertrag ist weit mehr als eine bloße Formalität. Er spielt eine zentrale Rolle bei der Einhaltung der DSGVO und bietet sowohl rechtliche als auch geschäftliche Vorteile.
Rechtsgrundlage der Verarbeitung
Die DSGVO schreibt in Artikel 28 vor, dass ein AVV zwingend erforderlich ist, wenn ein Verantwortlicher einen Auftragsverarbeiter einsetzt. Ohne einen solchen Vertrag wäre die Datenverarbeitung unrechtmäßig und könnte ernste Konsequenzen nach sich ziehen. Der AVV schafft somit die notwendige Rechtsgrundlage für die Zusammenarbeit.
Schutz vor Bußgeldern
Die Strafen für Verstöße gegen die DSGVO können empfindlich hoch ausfallen. Unternehmen, die keinen AVV mit ihren Auftragsverarbeitern vorweisen können, drohen Bußgelder von bis zu 4 % des weltweiten Jahresumsatzes oder 20 Millionen Euro – je nachdem, welcher Betrag höher ist. Ein sauberer AVV schützt vor solchen finanziellen Risiken.
Vertrauen bei Kunden und Geschäftspartnern
Datenschutz ist nicht nur ein rechtliches Muss, sondern auch ein wichtiger Faktor für das Vertrauen Ihrer Kunden und Geschäftspartner. Wenn Sie datenschutzkonforme Prozesse nachweisen können, stärkt dies Ihre Reputation und zeigt, dass Sie den Schutz personenbezogener Daten ernst nehmen.
Vorlage für einen Auftragsverarbeitungsvertrag

Gerade für kleinere Unternehmen kann es eine Herausforderung sein, einen rechtskonformen AVV zu erstellen. Vorlagen und Muster können dabei eine gute Orientierung bieten.
Worauf Sie bei einer Vorlage achten sollten
Achten Sie bei der Auswahl einer Vorlage darauf, dass diese alle in Artikel 28 DSGVO geforderten Inhalte abdeckt. Insbesondere sollten die Rollen und Verantwortlichkeiten klar definiert, die Sicherheitsmaßnahmen konkret beschrieben und die Regelungen zu Meldepflichten und Löschfristen enthalten sein. Zudem sollte die Vorlage an die spezifischen Anforderungen Ihres Unternehmens angepasst werden können.
Beispiele und Muster für AVVs
Es gibt zahlreiche Quellen, die Muster für Auftragsverarbeitungsverträge bereitstellen, darunter Datenschutzbehörden, Verbände oder spezialisierte Anwaltskanzleien. Solche Beispiele können Ihnen helfen, einen ersten Überblick zu bekommen, sollten jedoch immer individuell geprüft und gegebenenfalls angepasst werden, um DSGVO-konform zu sein.
Häufige Fehler bei AVVs und wie Sie sie vermeiden
Auch wenn ein AVV Pflicht ist, gibt es in der Praxis häufig Fehler, die zu rechtlichen Problemen führen können. Diese lassen sich jedoch mit der richtigen Vorbereitung vermeiden.
Unvollständige Verträge
Einer der häufigsten Fehler ist, dass wichtige Bestandteile des AVVs fehlen, etwa Regelungen zu den technischen und organisatorischen Maßnahmen oder den Meldepflichten. Verwenden Sie daher stets eine umfassende Vorlage und lassen Sie den Vertrag im Zweifel von einem Experten prüfen.
Fehlende Aktualisierungen
Ein AVV ist kein statisches Dokument. Änderungen in den Prozessen oder der Gesetzeslage können Anpassungen erforderlich machen. Überprüfen Sie daher regelmäßig, ob Ihr AVV noch aktuell ist, und nehmen Sie bei Bedarf Aktualisierungen vor.
Unklare Verantwortlichkeiten
Wenn die Rollen und Verantwortlichkeiten nicht klar geregelt sind, kann dies zu Missverständnissen und Datenschutzverstößen führen. Stellen Sie sicher, dass der AVV eindeutig festlegt, wer für welche Aufgaben verantwortlich ist.
Fazit: Der Auftragsverarbeitungsvertrag als Schlüssel zum Datenschutz
Ein professionell aufgesetzter Auftragsverarbeitungsvertrag ist ein unverzichtbares Werkzeug für die Einhaltung der DSGVO. Er schützt nicht nur vor rechtlichen Konsequenzen, sondern stärkt auch das Vertrauen von Kunden und Geschäftspartnern. Indem Sie die wichtigsten Bestandteile beachten, häufige Fehler vermeiden und bei Bedarf auf professionelle Hilfe zurückgreifen, stellen Sie sicher, dass Ihr AVV eine solide Grundlage für den Datenschutz in Ihrem Unternehmen bietet.
Eingefügte Links:
FAQ zum Thema Auftragsverarbeitungsvertrag (avv)
Was ist ein Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV)?
Ein AVV ist ein Vertrag, der zwischen einem Verantwortlichen und einem Auftragsverarbeiter geschlossen wird, um die Verarbeitung personenbezogener Daten gemäß der DSGVO zu regeln.
Wann ist ein AVV erforderlich?
Ein AVV ist erforderlich, wenn ein Unternehmen personenbezogene Daten durch einen externen Dienstleister verarbeiten lässt, z. B. bei Cloud-Diensten oder externen Buchhaltungsservices.
Welche Strafen drohen bei fehlendem AVV?
Bei fehlenden oder fehlerhaften AVVs können Unternehmen hohe Bußgelder gemäß DSGVO erhalten, da sie ihre Datenschutzpflichten verletzen.